Die heutigen Schützenvereine, Schützenbruderschaften und Schützengesellschaften führen ihren langen Ursprung zumeist auf die Zusammenschlüsse wehrfähiger Bürger im Mittelalter zurück. Kleinkriege der Fürsten, Übergriffe des Adels und Durchzüge von Landknechtsgruppen brachten der Bevölkerung auch in unserer Gegend immer wieder Gefahren, vor denen man sich so gut wie möglich zu schützen suchte. Während in den Städten vielfach noch Unterlagen über diese wehrhaften Vereinigungen vorliegen, sind in Walstedde wie auch in vielen anderen kleineren Gemeinden des Münsterlandes schriftliche Belege nicht zu finden. Trotzdem darf man davon ausgehen, dass auch bei uns diese Schutzgemeinschaften bestanden haben. Im Laufe der Zeit verloren sie ihren ursprünglichen Auftrag, und an die Stelle kriegerischer Aufgaben trat die Pflege und Erhaltung überlieferten Brauchtums und der Gesellschaft.
Unsere Vereinsfahne, die zum 100jährigen Bestehen 1973 angeschafft wurde.
Auf der Vorderseite ist das Schützenemblem, das Gründungsjahr sowie das Jubiläumsjahr 1973 zu sehen. |
Die Rückseite zeigt die Lambertus-Kirche, die alte Scheune Ostermann sowie das das Kriegerehrenmal. |
Einen schriftlichen Nachweis über die Entstehungsgeschichte unseres Vereins gibt es also nicht. Nach mündlicher Überlieferung soll jedoch schon zumindest Mitte des 19. Jahrhunderts in Walstedde ein Schützenverein bestanden haben, genauere Angaben fehlen. Bekannt ist, dass auf der alten Schützenfahne aus weißem Leinentuch neben dem Schützenemblem die Jahreszahl 1873 angegben war. Das ist als Gründingsjahr angenommen worden. Leider existiert kein Bild dieser Fahne. Sie wurde vermutlich bis 1927 bei den Umzügen und Festen benutzt und 1928 durch eine neue Fahne ersetzt. Über den Verbleib der alten Fahne ist nichts bekannt.
In der Festanschrift zum 100jährigen Bestehen unseres Vereins wird erwähnt, dass nach Berichten älterer Mitglieder die Gründung des Vereins in Herrenstein erfolgt sein soll und die Vereinsfeste bis 1900 ausschließlich in der noch heute bestehenden Gastwirtschaft Volking gefeiert wurden. Belege darüber liegen allerdings nicht vor. Auch der älteste 1899 namentlich benannte Vorsitzende Th. Diekmann wohnte in Herrenstein.
Zu den ersten Schützenfesten heißt es in der erwähnten Festschrift von 1973: "Alle Mitglieder wurden durch Boten eingeladen und auch Freunde und Bekannte zur Mitfeier angesprochen." Das Einzugsgebiet erstreckte sich von Herrenstein aus über Alt-Ahlen (Brockhausen, Ester), Frielick, Hövel (Hölter), Ameke bis Walstedde Dorf. Schützenfeste wurden zu damaliger Zeit immer im Spätsommer gefeiert - Mitte bis Ende August - wenn "die Hähne fett waren und ein gemeinsames Hahnenessen durchgeführt werden konnte."
Sicher ist, dass bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 die Schützenfeste in jedem zweiten Jahr gefeiert wurden. Der 1871 gegründete Krieger- und Landwehrverein hatte für seine Kriegerfeste die gleiche Regelung, man wechselte sich also jährlich ab. In den ungeraden Jahren feierte der Schützenverein das Königsfest, in den gereaden Jahren der Kriegerverein sein Adlerschiessen.
Durch den 1. Weltkrieg (1914 - 1918) ergab sich eine Unterbrechung bis 1921. Von da an wurde in der Regel wieder jährlich ein Schützenfest gefeiert, bis 1939 durch den 2. Weltkrieg erneut das Vereinsleben zum Erliegen kam. Danach ging wieder die Initiative zur Feier von Schützenfesten von Herrenstein aus. 1947 - 1949 wurden dort bereits die ersten Feste im Nachbarschaftskreise in der Scheune von Bernh. Eckholt und bei Volking gefeiert; Theo Schlüter mit Frl. Anneliese Breer, Clemens Breer mit Frl. Irene Volmer sowie Rudi Romberg mit Frl. Anni Tiggemann waren die Königspaare.
Erst im Spätherbst 1949 hatten sich die Verhältnisse soweit stabilisiert, dass wieder ein normales Vereinsleben möglich war. Einige der alten Vorstandsmitglieder leisteten entsprechende Vorarbeit, damit in der Versammlung am 25. Sept. 1949 der Bürger-Schützenverein Walstedde seine Tätigkeit wieder aufnehmen konnte. Seit 1950 werden nun wieder jährlich Schützenfeste gefeiert. Kappenfeste, Preisschießen und Teilnahme an überörtlichen Schießwettbewerben runden das heutige Tätigkeitsfeld unseres Vereins ab, der auch zur Integration der nach dem Krieg hier neu ansässig gewordenen Mitbürger einen vorzüglichen Anteil geleistet hat.
Der Mitgliederbestand des Vereins nahm stark zu. Von etwa 100 Mitgliedern 1950 kamen wir 1970 schon auf 288. Ende 1980 waren es 486, die "Schallmauer" wurde 1981 durchbrochen und das 500. Mitglied aufgenommen.
Besonders zu erwähnen ist da noch die Errichtung einer eigenen Schützenhalle, die in beispielhaftem Einsatz vieler Mitglieder in unglaublich kurzer Zeit entstand und im Juli 1974 eingeweiht wurde.
Durch die rege Beteiligung der Mitglieder entfaltet sich ein Vereinsleben, das in der Tradition verwurzelt, aber aufgeschlossen auch für Neues ist. Wir sind sicher, dass der Bürger-Schützenverein Walstedde auch künftig seiner wichtigen Aufgabe gerecht werden wird, zur Pflege und zum Erhalt der Dorfgemeinschaft wesentlich beizutragen.
Wir freuen uns auf das nächste Schützenfest!
28. Juni bis zum 1. Juli 2024
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